Am Montag startete eine indische PSLV–Nutzlastrakete und heute erreichten alle transportierten Satelliten ihren berechneten Orbit; unter anderem auch ein Google Nexus One. Dies ist nicht nur das erste Smartphone in so hohem Orbit (785 km), sondern auch das Herzstück eines Projektes der englischen Universität Surrey und der Firma Surrey Satellite Technology.
Der Mini-Satellit (30x10x10 Zentimeter und 4,3 kg Gewicht) hat den Namen STRaND-1 und soll einige neue Ideen auf Ihre Einsatzfähigkeit testen. Unter anderem wird die Tauglichkeit eines handelsüblichen Smartphones als Zentralcomputer eines Satelliten geprüft. Dies würde die Baukosten eines solchen senken und der Handysatellit könnte von der Erde aus mit neuen Apps zu Lern- und Forschungszwecken ausgestattet werden. Die aktuellen Smartphones sind mit neuesten Sensoren und Kameras ausgestattet; es fehlt ihnen, im Vergleich zu einem Erkundungssatelliten, nur noch der Antrieb und die Solarpanels. Bei einem Wettbewerb wurden 2011 die ersten vier Android-Apps zu diesem Zweck ausgewählt:
– ITesa zur Messung von Magnetfeldern
– STRAND Data zur Anzeige der Telemetrie auf dem Display, das wiederum durch eine Kamera abgelichtet wird
– 360 zur Aufnahme von Bildern durch die Kameras
– Scream in Space, just for fun werden ausgesuchte Schrei-Videos abgespielt und gestreamt.
Mal sehen ob an dem Spruch aus Alien „In space no one can hear you scream“ etwas dran ist…
Das Nexus One ist, zum Schutz vor der Strahlung, in eine Metallhülle gepackt. Falls die Temperatur für den Akku zu niedrig wird, startet automatisch eine Art Benchmark-Software zur Auslastung und somit Erhitzung des Gerätes. Desweiteren beherbergt STRaND-1 auch einen Linux Daten-Server (Digi-Wi9C). Zum manövrieren des Satelliten wird neben den acht Mini-PPTs (Pulsed Plasma Thrusters) eine weitere, neue Entwicklung, eingesetzt: Der „WARP DRiVE“ (Water Alchohol Resistojet Propulsion). Durch eine 0,2 mm Düse wird ein Wasser-Alkohol Gemisch ausgestoßen und dadurch der benötigte Rückstoß zum Steuern erzielt. Der Alkohol ist wichtig, da die Temperatur auf der Schattenseite unter 0 °C sinken wird.
Wer möchte kann den Handy-Satelliten auch verfolgen, alle benötigten Daten zum Tracking gibts hier. Der Downlink ist auf 437.568 MHz zu empfangen und die benötigte Software zum Decodieren ist als Freeware verfügbar. Beim Testlauf des Modems wurde „Help me OBC Kenobi“ erfolgreich aus dem Orbit gesendet, wie man der LOG-Datei entnehmen kann.
Quellen und weitere Infos:
Surrey Satellite Technology│Amsat-UK│Twitter @SurreySat│University of Surrey